Ein KW-Funkgerät an Bord betreiben mit einer simplen Drahtantenne. Das klingt verlockend aber geht das überhaupt? Ja das geht, wenn …
Ein KW-Funkgerät an Bord betreiben mit einer simplen Drahtantenne. Das klingt verlockend aber geht das überhaupt? Ja das geht, wenn man mit den zugegeben etwas eingeschränkten Möglichkeiten leben kann. Oft ist das gar nicht so schwer, wenn man seine Funkgewohnheiten kennt und von daher weiß, welche Eigenschaften der Antenne einem wirklich wichtig sind. Wenn man sich darüber hinaus ein wenig für Funktechnik interessiert und vielleicht noch ein bisschen Bastellust hat, sind die Voraussetzungen schon gegeben um sich eine solche Antenne schnell mal zusammen zu stricken. Da darüber hinaus nur für ein paar Euro Material notwendig ist, eignet sich eine solche Antenne auch gut für erste Versuche. Wenn man nicht zufrieden ist, kann man immer noch in eine konventionelle Antenne aus Achterstag oder Whip mit Anpassgerät und HF-Erde investieren.
Als segelnderFunkamateur fallen mir spontan besonders zwei Nutzergruppen ein, für die eine solche Antenne geeignet ist. Da sind zunächst die Kameraden, die AFU nutzen um auf See an Wetterberichte und sonstige Mails zu kommen, darüber hinaus vielleicht noch an der täglichen Funkrunde von Intermar teilnehmen aber ansonsten aber ihre Ruhe haben wollen. Mit anderen Worten, so Leute wie ich.
Die andere potentielle Nutzergruppe ist das totale Gegenteil. Das sind Funkamateure, die ihr Hobby häufig als Charterer mit an Bord nehmen, weil sie unbedingt mal als „mm“ (maritim mobile) in der Luft sein wollen. Mit anderen Worten Hardcore-Hams, die auch in der schönsten Ankerbucht keinen Blick für die Umgebung haben, sondern lieber unter Deck ihrem Hobby nachgehen. Bei jenen steht leichtes Fluggepäck und keinerlei Änderungen an der gemieteten Yacht vornehmen zu müssen, ganz oben auf der Prioritätenliste.
Für die Anforderungen der ersten Gruppe ist eine Einbandantenne z.B. für das 20 m Band völlig ausreichend. Einen Winlink-Knoten findet man immer und Intermar auf 14,313 MHz ist damit auch kein Problem. Diese Anforderungen werden von einem simplen 10 m langen Draht erfüllt, der der Hälfte der Wellenlänge (ʎ/2) entspricht. Und das Beste daran (Siehe dazu auch meine Ausführungen hier.): Eine ʎ/2-lange Antenne ist in sich resonant und braucht deshalb weder Erde noch irgendwelche Radials. Für unser Vorhaben also eine ideale Antenne, die sich außerdem an einem freien Fall in den Mast ziehen und am anderen Ende gegen Reling oder Geräteträger abspannen lässt. Als Endisolator eignen sich kurze Stücke aus Kunststoff (PE). Rohmaterial zum Selbstbau gibt es z.B. als Frühstücksbrettchen im 1€-Shop. Natürlich entspricht das nicht gerade einer idealen Antenne, weil sich das Metall von Mast und Wanten negativ auf die Strahlungseigenschaften auswirkt. Aber eine nicht ganz optimale Antenne ist immer noch weit besser als keine Antenne. Erfahrungen aus der Praxis zeigen oft, dass sie fast immer noch gut genug ist.
selbst gebaute Endisolatoren | HF-Transformator 1:49 (Eigenbau) |
Etwas kniffeliger wird es mit dem Anschluss des von Funkgerät kommenden Koaxkabels. Wir erinnern uns: Nur in der Mitte ist ein Dipol so niederohmig, dass man eine Koaxleitung mit der üblichen 50 Ω Impedanz direkt anschließen kann. Das ist natürlich ausgesprochen blöd und in unserem Fall eigentlich nicht praktikabel.
Ideal wäre eine Speisung am unteren Ende. Dummerweise hat ein Dipol dort eine hohe Impedanz von etwa 2500 Ω. Also doch mit einem Apassgerät transformieren? Ja, aber da wir wegen der resonanten Antenne keinen Blindanteil haben, geht das mit einem ganz einfachen Übertrager für ein paar Euro. Ein teurer automatisch arbeitender Tuner ist in diesem Spezialfall nicht notwendig.
Einen solchen HF-Transformator, der im ganzen Kurzwellenbereich funktioniert, kann man fertig kaufen (bei Ebay oder Amazon nach „1:49 Balun“ suchen). Ich empfehle den Eigenbau, weniger um etwas zu sparen, sondern weil man sich die Chance wieder etwas zu lernen nicht entgehen lassen sollte. Wie das geht, habe ich an anderer Stelle beschrieben. Dringend zu empfehlen ist zusätzlich eine Mantelwellensperre, in der Praxis realisiert durch einem Ferritring durch den man mit ein paar Windungen das Koaxkabel führt. Für beides eignet sich hervorragend ein FT140-43 (ca. 3€/Stück hier). Und weil man gerade dabei ist, kauft man am besten gleich drei Stück: einen für den Übertrager, einen für die Mantelwellensperre und einen, auch wenn das eigentlich kein Antennenthema ist, zur Entstörung der USB-Leitung zwischen PC und Funkgerät bzw. Pactor-Controller.
Mantelwellensperre mit 9 Wdg, direkt | auf dem Kabel oder Kästchen |
Das Kästchen mit dem HF-Transformator befestigt man in der Nähe des unteren Antennenendes an der Reling. Die Mantelwellensperre auf dem Koaxkabel muss nicht zwingend in der Nähe des Anschlusses sein und kann genauso gut geschützt unter Deck angebracht werden. Im Zweifel kann der Einbau ebenfalls in einem kleinen Gehäuse erfolgen. Abschließend gleicht man den Antennendraht mit Hilfe des SWRs noch auf die korrekte Länge ab und damit ist die Antenne fertig zum Einsatz.
Mit dieser Antenne für das 20 m Band werden sicher die allermeisten Nutzer der Gruppe 1 zufrieden sein. Wenn man doch lieber ein anderes Band im Amateur- oder Seefunkbereich nutzen möchte, muss man dafür nur die Länge des Antennendrahtes auf eine halbe Wellenlänge ändern. Grenzen setzt nur die Höhe des Mastes, da davon normalerweise die maximal mögliche Drahtlänge an Bord abhängig ist.
Und damit sind wir auch schon bei den Powerusern der Gruppe 2. Wer auf mehreren Bändern QRV sein möchte, muss einfach nur entsprechende Drähte vorbereiten, die bei Bedarf umgesteckt werden. Natürlich kann man auch eine Mehrbandantenne mit Traps bauen, wie ich sie hier beschrieben habe. Das ist allerdings eine Sache, die einige Erfahrung voraussetzt, weshalb ich sie für einen Einsteiger eher nicht empfehlen möchte.