Eine eigene Webseite erstellen

„Ich hätte auch gern eine eigene Webseite, weiß aber nicht wie man das macht.“ hörte ich in den vergangenen Monaten mehrfach aus Seglerkreisen. „Kein Thema, das Netz ist voll von Anleitungen.“ war zunächst meine Antwort und übersah dabei, dass es sich bei den Fragestellern zwar um gestandene Segler aber nicht um EDV-Fachleute handelt.

Im Gespräch stellte sich schnell heraus, dass die vielen im Internet herumschwirrenden Begriffe eher zur Verwirrung als zur Aufklärung führten. Dabei ist es ganz einfach, denn die schwierigste Teilaufgabe, nämlich eine Idee zu haben über was sie schreiben wollen, hatten die Fragesteller allesamt schon gelöst. Wenn man sich bei der Erstinstallation von jemandem, der sich ein bisschen auskennt, helfen lässt, ist das Aktualisieren mit neuen Daten nicht wirklich schwierig. Das kann jeder, der auch sonst in der Lage ist einen Brief oder eine Email zu schreiben.

Ich habe das Ganze, sowohl in eigener Sache als auch als interessierter Beobachter und Berater bei Freunden, in den letzten Jahren mehrfach durch und kann nach diesen Erfahrungen nur von Experimenten mit exotischen Systemen oder dem Erlernen von speziellen Programmiersprachen abraten. Der aus meiner Sicht für Laien einzig sinnvolle Weg sind sogenannte Content Management Systeme (CMS), die den Inhalt der Seite verwalten und dessen Erstellung leicht machen. Erste Wahl sind m. E. das universellere Joomla! oder, vor allem wenn man eher einen Blog also eine Art Tagebuch schreiben möchte, WordPress. Beide Systeme sind Open Source, man bekommt sie ganz legal und völlig kostenlos im Internet.

Um ein solches System zu installieren kann man natürlich die kostenpflichtige Hilfe von Firmen in Anspruch nehmen. Genauso gut kann man es auch, am besten mit Unterstützung eines kundigen Freundes, selbst machen und dabei viel Geld sparen. Da man das von überall her machen kann, muss der dafür noch nicht einmal in der Nähe sein. Wenn Sie niemanden kennen, dürfen Sie von daher gern auch bei mir fragen.

 
Das Standardtemplate "beez" von Joomla führt mit we-

 
nigen Änderungen bei SY-MERGER zu einem neuen Er-

 

scheinungsbild und wieder ganz anders bei merger &

friends.

Die praktische Vorgehensweise ist schnell erklärt. Zunächst mietet man bei einem sogenannten Hoster Webspace an. Hoster (z.B. Strato, 1&1, etc.) sind Firmen, die Rechenzentren betreiben auf deren Speichern viele Webseiten hinterlegt sind. Einfache Standardpakete, kosten mit 3 – 5 €/Monat etwa so viel wie ein Zeitschriftenabonnement. Diese beinhalten oft schon mindestens eine Datenbank und die Möglichkeit die Programmiersprache PHP abarbeiten zu können und sind von daher völlig ausreichend. Im Gegenteil, oft kann man mehrere unabhängige Webseiten nebeneinander laufen lassen. So sind bspw. diese Seite www.mergerandfriends.de und meine andere Seite www.sy-merger.de im gleichen Webspace. Von daher kann man sich auch mit Freunden zusammentun oder bei jemand anders als Untermieter unterschlüpfen. Der Hoster kümmert sich auch um die Anmeldung der Webadresse. Einzige Voraussetzung ist, dass die gewünschte Domain, wie man diese Adresse im Jargon nennt, noch frei ist.

Nächster Schritt ist das Programmpaket (kostenlos hier: Joomla! bzw. WordPress) im eigenen Webspace zu installieren. Wie das mittels eines FTP-Programmes geht, weiß Ihr Helfer ganz bestimmt, so dass ich es nicht weiter erklären muss. Bereits jetzt können Sie unter Ihrer Webadresse die Seite aufrufen, die sich normalerweise mit einer im Programmpaket enthaltenen Beispielseite melden sollte. Das kann natürlich nicht so bleiben, denn Sie wollen ja nicht irgendeinen Standard sondern eine individuelle Webseite.

Das Erscheinungsbild einer Seite wird mit einem sogenannten Template (engl. für Schablone) festgelegt, welches später die Inhalte strukturiert. Ein Template zu programmieren ist recht aufwendig und will gekonnt sein. Wie oft im Leben gibt es das meiste aber schon und muss nicht immer wieder neu erfunden werden. So gibt es z.B. für Joomla! einige hundert ebenfalls kostenlose Templates aus denen man sich eines aussuchen kann, das von der Gestaltung den eigenen Vorstellungen einigermaßen nahe kommt. Erfahrungsgemäß hat man dabei eher die Qual der Wahl als Gefahr zu laufen nicht das Passende zu finden, denn die Farbgebung, ein eigenes Bild im Kopfbereich oder auch die Anordnung einzelner Module lassen sich solange man nicht wirklich alles durcheinanderwürfelt verhältnismäßig leicht ändern. Obwohl die Seiten verschieden wirken, sind z.B. die Templates für meine Seiten aus ein und dem gleichen Joomla! Standardtemplate entstanden. Man muss einfach ein bisschen mit Bildern und Farben experimentieren und schauen was einem gefällt. Ganz ohne Programmierkenntnisse geht das freilich nicht aber das individuelle Anpassen („patchen“) eines vorhandenen Templates, ist so schwierig auch wieder nicht. Manchmal dauert es halt ein bisschen, bis man die richtige Stelle gefunden hat.

 

Einfacher geht es nicht mehr: So sieht ein Ausschnitt die-

ser Seite bei der Erstellung im Editor aus.

Das ist im Prinzip schon alles. Der Helfer mit den EDV-Kenntnissen wird jetzt nicht mehr gebraucht. Jetzt müssen nur noch Inhalte erstellt werden. Das kann niemand besser als Sie, denn nur Sie wissen worüber Sie berichten wollen. Anders als die Leser greifen Sie dafür nicht über das „Front-“ sondern über das durch ein Passwort geschützte „Backend“ auf Ihre Seite zu. Dort haben Sie Zugriff auf einen Editor, der Ihnen weitgehend bekannt vorkommen wird, wenn Sie schon mal einen Bericht mit Bildern in Word oder einem ähnl. Textprogramm verfasst haben. Und da Sie das von jedem beliebigen Internetanschluss aus machen können, ist es völlig egal ob Sie gerade daheim am Schreibtisch, irgendwo in einem Internetcafe oder in einer idyllischen Bucht an Bord Ihres Bootes über WLAN mit dem Internet verbunden sind.

In diesem Bericht gehe ich bewusst nicht auf alle Einzelheiten ein. Das ist einerseits nichts segelspezifisches und andererseits ein einmaliger Vorgang, den man schnell wieder vergisst, wenn man es nicht öfter macht. Von dort her auch der Rat, sich anfangs beim Start von jemandem mit entsprechender Erfahrung helfen zu lassen. Meinem Ziel, dem Leser Mut zu einer eigenen Webseite zu machen und einen Überblick zu geben, was bei der Einrichtung in etwa auf ihn zukommt, hoffe ich trotzdem gerecht zu werden.

Ich möchte aber nicht schließen ohne zu einer Detailfrage Stellung zu nehmen, die besonders aus Langfahrtkreisen so oder so ähnlich immer wieder kommt: „Wie macht man das eigentlich, wenn man mitten auf dem Atlantik einen aktuellen Bericht auf die Webseite setzen möchte?“ Auch das ist ganz einfach. Es gibt in beiden Programmen (Standard bei WordPress, Erweiterung bei Joomla) die Möglichkeit einen solchen Bericht über Email an eine bestimmte Adresse zu schicken, der dann automatisch eingefügt wird. Ob man diese Mail über Satellitentelefon, Kurzwelle oder sonst wie verschickt ist völlig egal.