Batterien 4/5 -Laden mit Landstrom

Ladegeräte für Landstrom, die nicht über eine IUoU-Kennlinie verfügen, gibt es kaum noch. Trotzdem sind nicht alle gleich gut geeignet. Unterschiede gibt es vor allem auf der Landanschlussseite aber auch beim Batterieanschluss.

Landanschluss

Vorsichtig ausgedrückt gibt es in Häfen oft sehr "windige" Stromversorgungsnetze. Aus der abgebildeten Anschlusssäule musste ich mich in einem Hafen auf Sardinien versorgen. Offen und ungeschützt in einem Platzregen, wie es den wohl nur im Mittelmeerraum gibt, quittierte sie hinein laufendes Wasser durch Blitze und Rauchwölkchen ohne Ansprechen einer Schutzschaltung.

Wie auch immer, man darf in Häfen nicht mit einem stabilen Netz rechnen wie man das von zu Hause gewohnt ist. Man tut daher gut daran beim Kauf eines Ladegerätes auf gegenüber der Landversorgung möglichst große Toleranz zu achten. Geräte, die nicht mindestens ± 15% Netzspannungstoleranz (195 - 265 V) akzeptieren, würde ich nicht kaufen. Es gibt auch welche, die man an 150- 300 V anschließen kann und sogar solche, die ab 90V funktionieren. Damit wäre man sogar für die 110 V Netze in den USA und der Karibik gerüstet.

Bei großen Ladegeräten (≥ 60 A) macht es auch Sinn, wenn sich die Leistung reduzieren lässt. Dann kann man sie auch in Häfen betreiben in denen das Netz nur schwach mit z. B. 4 A abgesichert ist. Ob ein Ladegerät dagegen PFC (Power Factor Correction) haben muss, wie es bei manchen neueren Geräten ausdrücklich beworben wird, darf man zumindest infrage stellen. Als Nutzer kann einem der Blindstrom eigentlich egal sein. Es kann aber sein, dass der Hafenbetreiber so etwas in Zukunft von seinem Stromlieferanten vorgeschrieben bekommt.

Batterieanschluss

Je mehr Batterien angeschlossen werden umso besser ist ein Eindruck, den man oft in Diskussionen mit Seglern bekommt. Wenn man genauer hin schaut relativiert sich das sehr. Es ist nicht nur so, dass sich die Leistung der Ladegeräte auf die Anschlüsse aufteilt, auch deren Regelung ist oft nicht so unabhängig, wie das für ein getrenntes Laden unterschiedlich entladener Batterien notwendig wäre. Sicheres Erkennungszeichen für solche "Sparanschlüsse" ist, wenn in der Bedienungsanleitung etwas von "an jeden Ausgang muss eine Batterie angeschlossen werden" oder auch nur ganz profan "alle Klemmen müssen belegt sein" steht. Das bedeutet, dass die Ausgänge nicht über einen eigenen Regler verfügen sondern lediglich über Dioden entkoppelt sind. In diesem Fall bestimmt die erste wieder geladene Batterie das Verhalten des Ladegerätes. Wenn man wie viele Segler nur über eine Bordbatteriebank und eine Starterbatterie verfügt hat die kaum entladene Starterbatterie das Sagen. Das Ladegerät schaltet zu früh auf Erhaltungsladung um mit der Folge, dass die große Bordbatterie nicht richtig geladen wird.

Viele Segler wissen das nicht und schimpfen auf ihr Ladegerät. Die Lösung ist einfach, die Starterbatterie wird abgeklemmt und ausschließlich über die Lichtmaschine geladen. Wie schon gezeigt (Bordbatterie 1/5 - Hintergrundwissen) ist das vollkommen ausreichend. Alle Ladeausgänge werden dann parallel auf die Bordbatterie geklemmt und damit diese wirklich optimal geladen. Die Ladegerätehersteller kennen diese Problematik natürlich und auch den Drang vieler Segler die Starterbatterie unbedingt ebenfalls laden zu wollen (Warum eigentlich, warum macht man das im Auto nicht auch?). In neueren Ladegeräten bieten sie deshalb manchmal extra einen speziellen Ausgang für die Starterbatterie an. Deren Anschluss ist zwar immer noch unnötig, richtet aber wenigstens keinen Schaden mehr an.

Viel wichtiger als die Zahl der Anschlüsse ist, dass man die Spannungswerte entsprechend der Batterie genau programmieren kann. Angaben wie Säure, Gel oder AGM sind nur sehr grob und man sollte genau hinschauen, welche Spannungswerte damit korrespondieren. Gute Ladegeräte verfügen darüber hinaus noch über einen Temperatursensor für die Batterie. Wichtig ist auch wie die Nachladezeit nach erreichen der Maximalspannung (Uo) ermittelt wird. Neuere Geräte ermitteln diese aus der Anstiegszeit, die die Batterie braucht um diese Spannung zu erreichen. Bei noch gut geladenen geht das recht schnell, während tiefer entladene länger brauchen. Früher wurde diese Zeit unabhängig vom Ladezustand mit einem Zeitglied festgelegt und zum Teil findet man diese Variante auch heute noch in der Billigschiene einiger Ausrüster. Mit solcher Technik kann man besonders die gegen Überladung empfindlichen AGMs schnell in teuren Schrott verwandeln.

Das Ladegerät vom Strom her genügend groß zu wählen ist selbstverständlich. Als Faustregel kann man sagen 10% der Kapazität, d.h. 20 A bei einer 200 Ah Batterie, bei AGM das doppelte. Dazu kommt dann noch der Verbrauch, den man im Hafen so etwa im Durchschnitt hat. Wenn ich das Gerät nicht in der Backskiste sondern im Wohnraum montieren würde, wäre mir Wasserdichtigkeit dagegen nicht so wichtig.

Fernbedienung

Die oft als Option lieferbaren Fernbedienungen sind meiner Erfahrung nach überflüssig. Ist das Gerät einmal richtig eingestellt, gibt es nichts mehr zu bedienen. Temperaturen an verschiedenen Stellen sind von eher akademischem Wert und Spannungen kann man ebenso gut an einem weit billigeren Voltmeter ablesen. Ich würde von daher mein Geld lieber in einen nur unwesentlich teureren richtigen Batteriecontroller investieren. Der zeigt nicht nur Spannungen sondern auch den aktuell fließenden Strom und vor allem den Ladezustand der Batterie an.

 

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Batterien 5/5 - Laden aus alternativen Stromquellen